In der Zootiermedizin tätig zu sein…
…heißt ein Leben lang dazulernen. Die Gründe dafür liegen in der Vielfalt von Tierarten und ihren biologischen Eigenheiten, in den medizinischen Disziplinen, die Zootierärzte/-innen beherrschen müssen und nicht zuletzt darin, dass manche Krankheiten nur sehr selten auftreten. Eine umfangreiche Ausbildung in einem zoo- und wildtierspezifischen Fach bietet bislang keine Universität an. Dem wachsenden Interesse folgend werden an einigen Fakultäten mittlerweile fakultative Veranstaltungen zu Zoo- und Wildtierkrankheiten oder zum Artenschutz angeboten.
Die Geschichte der Entstehung des Verbandes der Zootierärzte (VZT) ist eng mit der Geschichte der Zootiermedizin selbst verknüpft.
Im Dezember 1981 kam der überwiegende Teil der damals 45 in Zoologischen Gärten vertraglich oder hauptamtlich tätigen Tierärzte/-innen erstmalig zu einer Diskussionsrunde im Zoo Berlin zusammen. Dazu eingeladen hatten Zoodirektor Prof. Dr. Heinz-Georg Klös sowie die Zootierärzte Dr. Reinhard Göltenboth und Dr. Dietmar Jarofke. Die Kollegen/-innen kamen aus der Bundesrepublik Deutschland, aber auch aus Österreich, der Schweiz und den Niederlanden. Dies war die Geburtsstunde der „Arbeitstagung der Zootierärzte des deutschsprachigen Raumes“. Lediglich die Kollegen/-innen aus der ehemaligen DDR konnten aus politischen Gründen bis zum Fall der Mauer nicht teilnehmen. Diese jährliche Tagung lebt seitdem davon, dass die Mitglieder aktiv in Form von Vorträgen ihre Erfahrungen mitteilen und sich an Diskussionen sowie Fragestunden beteiligen. Die Teilnehmerzahl, sowie die Zahl der Fachvorträge und deren Qualität haben dabei ständig zugenommen. Die Arbeitstagung stellt somit ein wichtiges Podium für die praktisch tätigen Zootierärzte/-innen dar. Organisiert wird sie von der jeweils gastgebenden zoologischen Einrichtung, welche relevante Hauptthemen vorgeben darf. Daneben stehen aber auch freie Themen auf dem Programm.
Bei der Arbeitstagung 2016 in Krefeld wurde beschlossen, den „Verband der Zootierärzte“ (VZT) zu gründen, um den Zootierärztinnen und Zootierärzten der Arbeitstagung Struktur zu geben und eine gemeinsame Stimme zu verleihen. Darüber hinaus können die gemeinsamen Ziele deutlich effizienter verfolgt werden. Über ein geschlossenes Internetforum für Mitglieder besteht die Möglichkeit, relevante Fragen gemeinsam zu diskutieren und Informationen schnell zu verbreiten.
Wie auch die Beiträge des ebenfalls traditionsreichen gesamteuropäischen zoo- und wildtiermedizinischen Kongresses, organisiert von der European Association of Zoo and Wildlife Veterinarians (EAZWV) sowie dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin (IZW), erscheinen die Vorträge der deutschsprachigen Arbeitstagung in gedruckter Form als Tagungsband. Die dort von beiden Veranstaltungen niedergelegten Ergebnisse bildeten beispielsweise die wesentliche Grundlage für das von einem Autorenkollektiv von Zootierärzten/-innen verfassten Lehrbuch der „Krankheiten der Zoo- und Wildtiere“ (Göltenboth, R. und Klös. H.-G., Hrsg., 1995, Blackwell-Wissenschafts-Verlag, Berlin; ISBN 3-8263-3019-6). Dieses stellt heute neben einer in den USA erschienenen Buchreihe das Standardwerk der Zootiermedizin im deutschsprachigen Raum dar, welches mit dem Wissenstand von 1992 jedoch unbedingt einer Überarbeitung bedarf. Diese hat sich der neu gegründete VZT als Ziel gesetzt und eine entsprechende Arbeitsgruppe formiert. Die von der Zootierärzteschaft und verschiedenen Instituten getragenen und organisierten Tagungen haben somit großen Anteil an dem stetigen Wissenszuwachs im Fach Zoo- und Wildtiermedizin.